Pro wie Profi – wenn es um den Nutzen geht, können nicht viele moderne mechanische Taucheruhren auf dem Markt mit der neuen Oris AquisPro Date mit dem markeneigenen Kaliber 400 mithalten. Wir haben die Uhr für einen ausführlichen Test in die Hände bekommen.
Wenn man die Oris AquisPro Date Calibre 400 mit einer normalen Taucheruhr vergleicht, ist das in etwa so, als würde man einen voll ausgestatteten Berufstaucher mit einem Sporttaucher vergleichen. Wenn es hart auf hart kommt, zum Beispiel beim Verlegen eines Tiefseekabels oder beim Reparieren einer unter Wasser liegenden Pipeline, ist das eine Aufgabe für den Profi – die Ausrüstung des Tauchers muss höheren Drücken standhalten, maximale Sicherheit bieten und einfach zu bedienen sein.
Unsere Testuhr verfügt über all diese Eigenschaften. Mit einer Wasserdichtigkeit bis zu einer Tiefe von 1.000 Metern hält das Gehäuse auch extremen Belastungen stand. Sowohl die Tauchzeitlünette als auch das Kautschukarmband sind mit patentierten Sicherheitsmechanismen ausgestattet. Und alle Bedienelemente, von der Lünette über die Krone bis hin zur Schließe, sind auf hervorragende Benutzerfreundlichkeit ausgelegt.
Ein robustes Gehäuse
Das sehr große 49,5-mm-Gehäuse aus DLC-beschichtetem Titan ist bis zu einer Tiefe von 1.000 Metern wasserdicht und bietet damit Sport- und Berufstauchern in jeder Situation genügend Reserven. Die Krone ist verschraubt und wird von Protektoren flankiert, die sie vor Stößen schützen. Der abgestufte Einsatz in der Lünette ist aus kratzfester Keramik gefertigt. Oris hat nur die Unterseite des gewölbten Saphirglases entspiegelt, was zwei Vorteile mit sich bringt. Erstens kann nichts ausser einem Diamanten die harte Oberseite des Glases zerkratzen, und zweitens tritt der bläuliche Schimmer, der typischerweise auf einem beidseitig entspiegelten Uhrenglas zu sehen ist und der auf einer schwarzen Uhr immer etwas unangenehm wirkt, hier in keiner Lichtsituation auf.
Der gewölbte, vollständig verschraubte Gehäuseboden schützt vor dem Eindringen von Wasser. Die Tiefe der sechs Rillen für das Werkzeug, das zum Öffnen des Gehäuses verwendet wird, zeigt, wie dick dieser verschraubte Boden wirklich ist. Auf der Rückseite befindet sich übrigens eine kreisförmige Skala für die Umrechnung zwischen Fuß und Meter. Das ist eine interessante Zusatzinformation, aber die Skala ist aufgrund ihrer geringen Größe und der tiefschwarzen DLC-Beschichtung schwer zu lesen.
Maximale Sicherheit
Bei Taucheruhren kommt es nicht nur auf eine hohe Wasserdichtigkeit an, sondern auch auf eine Lünette, die sich nur gegen den Uhrzeigersinn drehen lässt. Wenn sich die Skala während eines Tauchgangs verstellt, weil die Uhr beispielsweise an der Ausrüstung des Tauchers schabt, zeigt die Lünette ein längeres Intervall an als die tatsächlich unter Wasser verbrachte Zeit. Der Taucher kehrt daher früher als geplant an die Oberfläche zurück, aber niemals später. Eine weitere wirksame Schutzmaßnahme ist die Verwendung von Innendrehringen, die nach dem Einstellen über eine zusätzliche Krone fixiert werden können, so dass ein unbeabsichtigtes Drehen unmöglich ist.
Oris kombiniert beide Schutzmassnahmen in einem patentierten Mechanismus, dem Rotation Safety System. Diese Anordnung besteht aus einem Metallring, der um die Drehlünette herumläuft und mit einer gerillten Gummibeschichtung versehen ist. Zieht man diesen Ring nach oben, rastet er in die Flanke der Tauchzeitlünette ein, so dass die Lünette nun in Übereinstimmung mit dem Minutenzeiger zurückgestellt werden kann. Wenn Sie den Ring wieder nach unten drücken, wird die Lünette arretiert und zeigt die gewünschte Zeit an. Der Ring kann immer noch gedreht werden, aber er trägt die Tauchzeitskala nicht mehr mit sich.
Was aber, wenn Sie vergessen, den Ring vor einem Tauchgang herunterzudrücken? Dann haben Sie immer noch die gleiche Sicherheit wie bei einer herkömmlichen Taucheruhr, denn Oris hat sich trotz des Sicherheitssystems für eine einseitig drehbare Lünette entschieden.
Zum Sicherheitsaspekt einer professionellen Taucheruhr gehört auch ein Helium-Ablassventil, über das unser Oris Modell verfügt. Es lässt die Atemgase, die sich während des mehrtägigen Betriebs in der Tiefseekammer im Uhrengehäuse ansammeln, sicher entweichen, wenn die Uhr und ihr Träger in einer Taucherglocke aufsteigen. So wird verhindert, dass sich bei einem Druckabfall von aussen ein Überdruck im Gehäuse aufbaut, der in extremen Situationen zum Springen des Uhrglases führen könnte.
Aber das ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange, wenn es um die Sicherheit geht. Wie bei der Drehlünette hat Oris auch für das Armband eine clevere und patentierte Lösung erfunden. Die Innovation ist ein pfeilförmiges Ende am Band, das nicht aus der Schliesse rutschen kann. Dieser so genannte “Sicherheitsanker” kommt ins Spiel, wenn man beim Einstellen der Bandlänge den Stift nicht ganz in das gewünschte Loch gesteckt und die Schliesse nicht richtig zugedrückt hat. Zugegeben, jeder dieser Fehler ist unwahrscheinlich und beide zusammen sind sehr unwahrscheinlich, aber wie das Sprichwort sagt: “Vorsicht ist besser als Nachsicht”.
Trotz der Sicherheitsverankerung lässt sich das Armband vollständig öffnen, um beispielsweise die Umrechnungsskala auf dem Gehäuseboden abzulesen. Dazu drückt man einfach das pfeilförmige Ende des Armbandes zusammen und schiebt es aus der Schließe.
Bequeme Bedienung
Die Schließe hat weitere Vorteile, die nicht nur die Sicherheit erhöhen, sondern auch den Nutzen und den Komfort steigern. Das Grunddesign als Faltschließe, die sich einseitig mit Sicherheitsdrückern öffnet, gefällt. Das System hat unsere Redakteure überzeugt, die es als das am einfachsten und zuverlässigsten zu bedienende bezeichnen. Außerdem gibt es eine Schnellverschlussverlängerung, die sich in fünf Stufen um maximal 18 mm verlängern lässt, so dass das Band während des Tragens verlängert und mit etwas Geschick am Handgelenk wieder verkürzt werden kann. Dazu dienen zwei zusätzliche runde Druckknöpfe.
Die bequeme Bedienung setzt sich in der großen, griffigen und verschraubten Krone fort. Die schwarze DLC-beschichtete Krone wurde auf die Größe dieser Armbanduhr abgestimmt, was an sich schon eine einfache Bedienung garantiert. Nicht zuletzt ist auch die drehbare Lünette sehr einfach zu bedienen. Kautschuk ist ein griffiges Material. Die tiefe Riffelung des Rings verbessert die Rutschfestigkeit zusätzlich.
Ein modernes Uhrwerk
Ein Merkmal des neuen Manufakturkalibers 400 könnte Puristen der mechanischen Zeitmessung im täglichen Gebrauch stören. Zieht man die Krone heraus, um die Zeit neu einzustellen, springt der Minutenzeiger etwa anderthalb Minuten zurück. Dieses Phänomen war uns bereits in einem früheren Oris-Test aufgefallen, es handelt sich also offensichtlich um eine Eigenheit des neuen Automatikkalibers. Es ist kein schwerwiegender Fehler, denn der Zeiger bleibt stoisch an seinem Platz, wenn die Krone wieder eingedrückt wird. Wenn die Uhr jedoch über mehrere Wochen hinweg allmählich ein paar Sekunden zugelegt hat und man diesen Zuwachs beseitigen möchte, indem man die Krone herauszieht, einen Moment wartet und sie dann wieder hineindrückt, muss man auch den Minutenzeiger wieder in die richtige Position bringen. Diese Rückstellung wird von Zeit zu Zeit erforderlich sein. Obwohl unsere Testuhr auf der Zeitmessmaschine nur 0,5 Sekunden pro Tag zulegte, legte sie während unseres mehrwöchigen Tragetests zwischen 2 und 9 Sekunden zu.
Abgesehen vom leichten Gewinn unserer Testuhr lässt das Oris Calibre 400 keine Wünsche offen. Das im Herbst 2020 vorgestellte Manufakturwerk bietet eine lange Gangreserve von fünf Tagen, einen deutlich erhöhten Schutz gegen Magnetfelder und ein langes Serviceintervall von 10 Jahren. Auf Letzteres gewährt Oris sogar eine 10-Jahres-Garantie, weist aber darauf hin, dass gerade bei Taucheruhren die Wasserdichtigkeit jährlich geprüft werden sollte.
Groß, aber nicht zu schwer
Da unser Test der AquisPro Date Calibre 400 keine 10 Jahre dauerte und unsere Uhr nicht den starken Magnetfeldern von großen Lautsprechern bei Konzerten ausgesetzt war, die wegen des Coronavirus abgesagt wurden, erwies sich die lange Gangreserve als der größte Vorteil, den wir beobachten konnten. Es ist sehr praktisch, wenn man eine Uhr für ein paar Tage ablegen kann und sie beim Wiederaufsetzen nicht neu einstellen muss.
Sie müssen diese Uhr nicht abnehmen, wenn Sie duschen oder schwimmen, aber Sie werden sie wahrscheinlich nicht bei einem offiziellen Geschäftstreffen oder einer Gala tragen. Ungeachtet ihres sportlichen Werkzeuguhr-Looks passt sie aufgrund ihrer großzügigen Abmessungen nicht unter die Manschette eines Hemdes oder den Ärmel eines Pullovers. Ein Durchmesser von 49,5 mm und eine Höhe von 17,5 mm sind alles andere als zierlich, aber diese große Uhr ist nicht unangenehm schwer, da das Gehäuse aus leichtem Titan gefertigt ist. Dank ihres vergleichsweise geringen Gewichts von 158 Gramm liegt die Uhr gut am Handgelenk und ist nicht kopflastig. Und wenn selbst das letzte Loch im Band und die schmalste Stufe des Schnellverlängerungsmechanismus das Band noch zu lang lassen, kann man einfach ein Stück vom Kautschukband abschneiden und die Schließe neu positionieren. Auch hier ist alles gut durchdacht und nichts zufällig. Schließlich wollen professionelle Taucher unerwünschte Zufälle lieber vermeiden.
MERKMALE:
Hersteller: Oris SA, Ribigasse 1, 4434 Hölstein, Schweiz
Referenznummer: 01 400 7767 7754-07 426 64BTEB
Funktionen: Stunden, Minuten, Sekunden, Datum
Uhrwerk: Hauskaliber 400, Automatik, 28’800 U/min, 21 Lagersteine, Sekundenstoppfunktion, Schnellrückstellung der Datumsanzeige, Incabloc-Stoßsicherung, Feinregulierung des Indexes über Schraube und Zahnstange, 120 Stunden Gangreserve, Durchmesser = 30 mm, Höhe = 4,75 mm
Gehäuse: DLC-beschichtetes Titan, einseitig drehbare Keramiklünette, gewölbtes Saphirglas mit Antireflexbeschichtung auf der Innenseite, automatisches Helium-Auslassventil, Vollgewindeboden aus DLC-beschichtetem Titan, wasserdicht bis 1.000 m
Armband und Schließe: Kautschukband mit einseitig zu öffnender Sicherheitsschließe aus DLC-beschichtetem Titan, fünfstufiger Schnellverlängerungsmechanismus
Gangresultate (Abweichung in Sekunden pro 24 Stunden):
Zifferblatt aufwärts +1
Zifferblatt abwärts -2
Krone aufwärts +1
Krone unten +3
Krone links +3
Krone rechts -3
Größte Abweichung 6
Durchschnittliche Abweichung +0,5
Durchschnittliche Amplitude:
Flache Positionen 311°
Hängende Positionen 288°
Abmessungen: Durchmesser = 49,5 mm, Höhe = 17,5 mm, Gewicht = 158 g
Preis: 4.600 $
PUNKTE:
Armband und Schließe (max. 10 Punkte): Das Kautschukband überzeugte uns durch seinen schnell verstellbaren Verlängerungsmechanismus und seinen Sicherheitsanker, der vor Verlust schützt. 9
Gehäuse (10): Wasserdicht bis 1.000 Meter, automatisches Helium-Auslassventil und patentierte Sicherheitslünette mit Keramikeinlage und Leuchtskala 9
Zifferblatt und Zeiger (10): Die Indexe, Zeiger und das feine Wellenmuster sind gut verarbeitet. 8
Design (15): Schnörkelloses Werkzeuguhrendesign 12
Ablesbarkeit (5): Perfekte Ablesbarkeit im Alltag, überdurchschnittliche Ablesbarkeit beim Tauchen dank der durchgehend leuchtenden Minutenskala, obwohl die ersten 20 Minuten der Tauchzeit nur schwach leuchten. 5
Bedienung (5): Die große verschraubte Krone, die drehbare Lünette und das benutzerfreundliche Armband lassen sich leicht bedienen. Der Minutenzeiger springt rückwärts, wenn die Krone herausgezogen wird. 4
Tragekomfort (5): Die Uhr passt nicht unter die Manschette eines Hemdes oder den Ärmel eines Pullovers, aber sie fühlt sich dank des leichten Titangehäuses erstaunlich angenehm am Handgelenk an. 4
Uhrwerk (20): Das hauseigene Kaliber läuft fünf Tage lang ohne Nachfüllen, ist gut gegen Magnetismus geschützt und muss nur alle 10 Jahre gewartet werden. 16
Gangresultate (10): Ein durchschnittlicher Gewinn von 0,5 Sekunden ist eine optimale Zeitmessung und die Abweichung zwischen den einzelnen Positionen ist mit 6 Sekunden recht gering. 8
Gesamtwert (10): Der Preis ist hoch für eine Oris, aber keineswegs übertrieben, wenn man bedenkt, was man für sein Geld bekommt. 8
Gesamt: 83 PUNKTE